GEW NRW schreibt offenen Brief an Schulministerin

Maike Finnern fordert Unterstützung von Seiteneinsteiger*innen und befristet Beschäftigten an Grundschulen

Landesvorsitzende Maike Finnern fordert in einem offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer Unterstützung und Perspektiven für Seiteneinsteiger*innen und befristet Beschäftigte an Grundschulen.
GEW NRW schreibt offenen Brief an Schulministerin

Foto: Africa Studio/Fotolia

In einer GEW-Befragung von 150 Seiteneinsteiger*innen und befristet Beschäftigten wurden ihre Perspektiven deutlich. Der Arbeitgeber Land NRW nimmt die widrigen Realitäten des Einsatzes von Seiteneinsteiger*innen und befristet Beschäftigten an den Grundschulen nicht zur Kenntnis. Die Klagen sind vielfältig und der Unterstützungsbedarf ist groß. Die Kolleg*innen suchen eine klare Perspektive, die das Land NRW ihnen nicht bietet. In einem offenen Brief an Schulministerin Gebauer beschreibt GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern die Lage und fordert Verbesserungen für die Betroffenen – auch im Interesse der Kollegien und der Schüler*innen, die von ihnen unterrichtet werden.

Wichtigste Ergebnisse der Befragung

Zwar verfügt keine*r der Teilnehmenden über eine Lehramtsqualifikation für Grundschulen, doch gut die Hälfte kann mit der akademischen Ausbildung, dem Masterabschluss oder einem anderen Lehramt an relevantes Fachwissen anknüpfen.

Viele der Befragten gaben an, dass ihr Vertrag bereits mehrfach verlängert wurde. Etwa jede*r Vierte gab an, seit mehr als vier Jahren an einer Schule in NRW beschäftigt zu sein. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden wird in mehreren Fächern eingesetzt und etwa ein Sechstel arbeitet sogar als Klassenleitung.

Allzu häufig ist die Unterstützung dem privaten Einsatz und der Hilfsbereitschaft einzelner Kolleg*innen zu verdanken. Schulen erhalten keinerlei zusätzliche Zeitressourcen dafür. Dies bedeutet also eine zusätzliche Belastung für die grundständig ausgebildeten Kolleg*innen.

Ansätze zur Verbesserung der Situation

Der meistgenannte Wunsch der Teilnehmenden zur Verbesserung ihrer Situation waren verbesserte Fortbildungsmöglichkeiten. Weiterhin wünschen sich Betroffene eine berufsbegleitende Fortbildung, die zum Erwerb des Lehramtes führt.

Die Teilnehmehmer*innen wünschen sich mehr Wertschätzung ihrer Arbeit. Eine befristet Beschäftigte beschrieb ihre Situation so: „Im Hinblick auf die Gastarbeiter der 1950er Jahren wurde der Spruch populär: Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen! Genauso fühle ich mich, als Hilfe in der Not willkommen, als Mensch nicht geachtet.“

Für Seiteneinsteiger*innen geht es um Aufstiegsmöglichkeiten und eine vollwertige Rolle im Kollegium. Für befristet Beschäftigte geht es darum, überhaupt einen Berufseinstieg zu finden. Sie suchen einen Ausweg aus prekärer Beschäftigung und den Einschränkungen bei ihrer persönlichen Lebens- und Familienplanung.

Die Forderungen der GEW NRW

GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern appelliert an Schulministerin Gebauer endlich tätig zu werden:

  • Prekäre Arbeitsverhältnisse an Schulen darf es nicht geben.
  • Die spezifischen Fähigkeiten, die Seiteneinsteiger*innen mitbringen, müssen mehr Wertschätzung erfahren und als Ressource begriffen werden.
  • Seiteneinsteiger*innen gemäß Erlass vom 09.12.2016 müssen die Möglichkeit erhalten, an sogenannten Z-Kursen teilzunehmen und sich für weitere Fächer zu qualifizieren.
  • Bessere Anerkennung von Vorerfahrungen.
  • Möglichkeiten des berufsbegleitenden Lehramtserwerbs müssen geschaffen werden.
  • Für befristet Beschäftigte muss eine didaktisch-pädagogische Einführung angeboten werden.
  • An den Schulen muss für befristet Beschäftigte eine Unterstützung durch erfahrene Kolleg*innen oder ein Mentoring gewährleistet werden, für welches die erfahrenen Kolleg*innen Entlastung erhalten müssen.
  • Für die Einstellung und den Einsatz befristet Beschäftigter müssen Handreichungen erarbeitet werden, die landesweit gelten und Orientierung geben.
  • Der Spielraum der Bezirksregierungen, Entfristungen aufgrund von Einzelfallentscheidungen vorzunehmen, muss erweitert werden.

Die Situation der Seiteneinsteiger*innen und der befristet Beschäftigten muss dringend verbessert werden. Nicht nur in deren Interesse, sondern auch im Interesse der Schüler*innen, die von ihnen unterrichtet werden. Darüber hinaus werden die hier geforderten Maßnahmen sich auch positiv und entlastend auf die Arbeitssituation der gesamten Kollegien auswirken.

Berthold Paschert, Pressesprecher GEW NRW