An der Ruhr-Uni Bochum kamen am 7. März 2020 mehr als 60 Mitglieder der GEW NRW zusammen. Wir haben drei Teilnehmer*innen der Ideenwerkstatt gefragt, wie sie unseren Organisationsentwicklungsprozess GEW NRW neu denken erleben und was sie sich für die Zukunft der GEW NRW wünschen.
Hanna Tuszynski ist 38 Jahre alt, lebt und arbeitet als Lehrerin an einem Gymnasium in Düsseldorf. Seit 2010 ist sie aktiv in der GEW unter anderem im Leitungsteam der Fachgruppe Gymnasium. Doris Stiller, 59 Jahre alt,ist Lehrerin an einer Hauptschule in Bochum. Sie ist Mitglied im Leitungsteam des Stadtverbands Bochum und kämpft im Personalratswahlkampf als Listenführerin mit dem Ziel den Personalrats-Vorsitz im Bezirk Arnsberg zu übernehmen. Wiebke Dellwig ist 31 Jahre alt und Vertretungslehrerin an einem Gymnasium. GEW-Mitglied ist sie seit dem Studium, aber in den Gremien bisher nicht aktiv. Sie alle eint der Wille die GEW NRW mitzugestalten.
Was motiviert euch, bei GEW NRW neu denken mitzumachen?
Wiebke Dellwig: Bislang war ich stilles Mitglied der GEW und habe mich nicht engagiert. Doch durch Erfahrungen als Vertretungslehrerin und Gespräche mit Kolleg*innen stelle ich immer wieder fest, wie wichtig es ist, sich zu engagieren und die Zukunft mitzugestalten. Bei der Ideenwerkstatt am 7. März war ich eine der jüngsten Teilnehmer*innen. Doch gerade unsere Generation ist in diesem Prozess gefragt, damit frische Ideen wirklich eine Chance haben.
Doris Stiller: In der GEW gibt es zunehmend unterschiedliche Professionen mit jeweils eigenen Fragestellungen und Problembereichen. So sind etwa in den Schulen schon lange nicht mehr nur Lehrkräfte tätig. Es ist Zeit, sich innerhalb der GEW mehr darüber auszutauschen, wie wir mit den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen aller Mitglieder umgehen. Es gilt alle zu vertreten und nicht im „Fachgruppen-Egoismus“ stecken zu bleiben. Ich möchte mich für mehr Solidarität innerhalb der gesamten GEW einsetzen, damit Solidarität und auch andere Grundwerte nicht nur Schlagwörter bleiben.
Hanna Tuszynski: Ich erhoffe mir durch das Projekt etwas mehr Zug in der Organisationsentwicklung. Das Thema wird ja schon lange diskutiert, aber so langsam müssen konkrete Maßnahmen folgen.
Was muss sich eurer Meinung nach bei der GEW NRW auf jeden Fall ändern?
Wiebke Dellwig: Viele Mitglieder haben am Samstag gesagt, dass die GEW NRW besser ist, als sie sich selbst manchmal eingesteht. Das finde ich auch. Aber wir müssen vor allem junge Menschen dafür gewinnen, sich aktiv an der Gewerkschaftsarbeit zu beteiligen und ihnen wirklich zuhören, sie an die Hand nehmen und dazu befähigen, die Aufgaben der Zukunft anzugehen.
Hanna Tuszynski: Die Strukturen müssen aber deutlich verschlankt werden, um einerseits die aktiven Ehrenamtlichen zu entlasten und andererseits auch nicht mehr so abschreckend auf Neulinge zu wirken. Außerdem wäre zum gleichen Zweck eine flächendeckende regionale Hauptamtlichkeit durch Geschäftsstellen gut. Außerdem würde ich mir eine ausgeprägtere Willkommenskultur und eine verbesserte Vertrauensleutearbeit wünschen.
Doris Stiller: Wir müssen es schaffen, dass wir bei Veränderungen innerhalb der GEW nicht nur auf die Umsetzung der eigenen Interessen beharren. Das gilt für die einzelnen Schulformen genauso wie für die Stadt-, Kreis- und Ortsverbände. So ist es mir als Mitglied eines Leitungsteams sehr wichtig, dass der Prozess der Umstrukturierung und Veränderung bei Geschäftsstellen erfolgreich zu Ende gebracht wird.
Wie möchtet ihr euch weiter in die GEW NRW und in ihren Erneuerungsprozess einbringen?
Hanna Tuszynski: Ich bin ja durch meine Leitungsteamtätigkeit auch im Landesvorstand vertreten - dort werde ich das Thema sicherlich begleiten. Wir werden in der Fachgruppe Gymnasium auch weiterhin Vorschläge erarbeiten und ausprobieren, so gehen wir etwa die Stärkung der Bezirksebene mithilfe der vom Gewerkschaftstag beschlossenen Experimentierklausel an.
Doris Stiller: Ich werde mich zum einen bei der Forderung einbringen, die Sektoren des Bildungswesens mehr abzubilden und die gemeinsamen Interessen der Bildungsbeschäftigten zu definieren. Zum anderen arbeiten wir vor Ort intensiv daran, neue, insbesondere jüngere, Mitglieder zu gewinnen und in die Aktivitäten der GEW einzubeziehen.
Wiebke Dellwig: Bislang war ich in der GEW gar nicht aktiv. Durch die Veranstaltung wurde ich dazu motiviert, mich zukünftig aktiv einzubringen. Mich beschäftigt vor allem, wie wir mehr Mitglieder an der Gestaltung der Zukunft der GEW NRW beteiligen können. Ich werde mich ab jetzt auf jeden Fall in meinem Stadtverband beteiligen und freue mich schon auf eine inspirierende Zusammenarbeit!
Die Fragen stellte Fabian Kaske, Onlineredaktion der GEW NRW
In der Ideenwerkstatt wurden Aktionsgruppen gebildet, die sich weiter mit verschiedenen Fragestellungen aus den Themenbereichen Engagement neuer Mitglieder, GEW-Angebote, Stärkung des Ehrenamtes sowie GEW-DNA auseinandersetzen. Jedes Mitglied, dass gerne mitarbeiten möchte, findet im Mitgliederbereich Meine GEW NRW weitere Informationen.