Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Stadtverband Wuppertal, wünscht Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr und gutes Gelingen bei der Umsetzung der ehrgeizigen Pläne für die Entwicklung der Stadt.
Als größte Bildungsgewerkschaft vor Ort mit mehr als 1600 Mitgliedern vor allem bei den Lehrkräften aller Schulformen, aber auch in anderen Bildungsbereichen, möchten wir Ihnen darstellen, welche Baustellen - insbesondere im Bereich Schulen - nach unserer Auffassung angepackt werden sollten. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass für viele Dinge das Land NRW zuständig ist, aber die Stadt hat vor allem als Schulträger große Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeit.
Schulentwicklungsplanung
Die aktuellen Ereignisse rund um den Standort Hardt belegen einmal mehr die dringende Notwendigkeit einer verlässlichen Schulentwicklungsplanung, die ihrem Namen auch gerecht wird. Schon seit Jahren beklagt nicht nur die GEW Wuppertal fehlende Perspektiven für die Zukunft der Wuppertaler Schullandschaft angesichts weiter steigender Schülerzahlen und damit einhergehendem Raumbedarf sowie gesellschaftlicher Veränderungen, die ein Neudenken von Schule gerade hier in Wuppertal dringend erforderlich machen.
Hier können Sie als Oberbürgermeister ein deutliches Zeichen setzen, indem sie mutige, innovative Ideen für eine attraktivere Wuppertaler Schullandschaft aufgreifen, bündeln und in die Tat umsetzen.
Wir meinen, dass es an der Zeit ist, auch neue Wege der Schulentwicklungsplanung zu beschreiten und dabei auch Akteure aus verschiedenen Institutionen wie z.B. Schulen, Verwaltung, GMW, Gewerkschaften und Universität zusammenzuführen.
Ein positives Signal zu Beginn Ihrer Amtszeit wäre die sofortige Korrektur der Pläne für den Standort Hardt voranzutreiben, mit einer gründlichen Bestandsaufnahme und umfassender Information an Schulgemeinden und Öffentlichkeit, die unbedingt in das weitere Vorgehen einzubeziehen sind. Aus unserer Sicht muss die ehemalige Pädagogische Hochschule auch in weiterer Zukunft für die Bildungslandschaft erhalten bleiben.
Errichtung der 7. Gesamtschule
Seit Jahren wird in Wuppertal der Elternwille von jährlich mehr als 400 Eltern nicht erfüllt, die für ihre Kinder einen Gesamtschulplatz wünschen. Seit dem Ratsbeschluss, eine weitere Gesamtschule zu errichten, sind nunmehr fast drei Jahre ins Land gegangen, doch ist immer noch kein Standort gefunden. Hier können Sie sich als Oberbürgermeister für eine dringend notwendige Beschleunigung einsetzen. In dieser Sache muss endlich gehandelt werden uns es darf kein weiteres Jahr verstreichen, wenn man bedenkt, wie viele Jahre noch bis zur Realisierung und endgültigen Nutzung ins Land gehen werden.
Die GEW Wuppertal hat in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Stellung bezogen zu Vorschlägen für mögliche Standorte für die 7. Gesamtschule. Wir sind davon überzeugt, dass eine Dependance-Lösung bei den Planungen im Interesse aller Beteiligten auf jeden Fall vermieden werden muss, dies zeigen schon die schlechten Erfahrungen, die die 6. Gesamtschule am Katernberg bei ihrer Gründung machen musste. Die Stadt muss grundsätzlich Dependancen ausschließen und auch Planungen aufnehmen, um bestehende Dependancen überflüssig zu machen. Die Belastungen sind in organisatorischer Hinsicht für eine Schulgemeinde dauerhaft nicht tragbar, da sie viel zu viele Zeitressourcen, Absprachen und logistische Zwänge mit sich bringen.
Aufstockung des städtischen Schulpersonals
Während die großen Schulsysteme recht ordentlich mit Schulsekretär*innen und Hausmeister*innen versorgt sind, leiden die Grund- und Förderschulen unter eklatantem Personalmangel trotz marginaler Verbesserungen in der letzten Zeit. Es darf nicht sein, dass kleine Grundschulen nur einmal in der Woche eine Schulsekretärin sehen und der Hausmeister nicht erreichbar ist, weil er mehrere Schulen versorgen muss. Die GEW meint: Jede Schule braucht jeden Tag ein*e Schulsekretär*in und eine*n eigene*n Hausmeister*in.
Digitalisierung an den Wuppertaler Schulen
Im Bereich der Digitalisierung werden zurzeit tausende von Endgeräten angeschafft. Auch wenn erste neue Stellen geschaffen wurden, müsste klar sein, dass jedes große Schulsystem einen eigenen Techniker braucht und kleinere Schulen gebündelt einem Techniker zugeordnet werden müssen. Bei dem jetzt erreichten Ausmaß der Digitalisierung muss endgültig damit Schluss sein, dass Lehrkräfte in ihrer Freizeit versuchen müssen, diese Aufgaben zu stemmen. Wir erwarten, dass die personellen Ressourcen im Wuppertaler Medienzentrum und im Amt für Informationstechnik und Digitalisierung weiter ausgebaut werden, damit sich die Schulen vorrangig den pädagogischen Herausforderungen der digitalen Bildung widmen können und nicht zusätzlich den technischen Herausforderungen. Auch hier erwarten wir, dass Sie sich als Oberbürgermeister einbringen.
Dauerbrenner Schulreinigung
Seit Jahren ist die GEW im Gespräch mit der Stadt - zuletzt im Rahmen eines „Runden Tisches Schulreinigung“, um die unhaltbaren Zustände bei der Schulreinigung zu verbessern. Wir bleiben dabei: Die Reinigungskräfte brauchen vor allem mehr Zeit für die Reinigungsleistungen. Unsere Umfragen in den Schulen belegen diese Notwendigkeit eindrücklich und wir meinen, eine saubere Schule mit zweimal täglich gereinigten Toiletten sind das Mindeste, was die Schülerinnen und Schüler und alle an der Schule tätigen Menschen erwarten können. Eine Kommunalisierung der Reinigungsdienste wäre ein wichtiger und von uns immer wieder befürworteter Schritt, um vor Ort Verlässlichkeit herzustellen, anstatt sich mit ständig wechselnden Anbietern und Personalwechseln zu befassen. Damit könnte die Stadt zusätzlich einen Beitrag für sozialverträgliche Arbeitsplätze leisten.
Wir würden uns trotz der Corona bedingten Einschränkungen auf einen baldigen persönlichen Austausch mit Ihnen freuen, in dem wir gemeinsam die zahlreichen Baustellen in der Wuppertaler Schul- und Bildungslandschaft thematisieren können.