Bildungspolitik 06.02.2025

GEW protestiert: Dolmetscherkosten für Schulen gestrichen

Stadt Wuppertal muss andere Lösung finden

Überraschend hat die Stadt den Schulen mitgeteilt, dass Übersetzungskosten bei Schulanmeldungen im neuen Schuljahr nicht mehr finanziert werden.

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In einem Offenen Brief hat sich die GEW Wuppertal an die Verantwortlichen der Stadt gewandt, weil die Finanzierung von Übersetzungsleistungen für neu zugewanderte Familien, die ihre Kinder in den Schulen anmelden, ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr übernommen werden soll.

Die Stadt fordert die Schulen auf, „sich bezüglich der Übersetzungskosten neu zu orientieren und Lösungen zu entwickeln“. Hintergrund sei die überraschende Mittelkürzung im Umfang von 50% für das Kommunale Integrationszentrum.

Die GEW Wuppertal steht mit großem Unverständnis vor dieser Ankündigung. Wir sind fassungslos, weil diese unverantwortliche Mittelkürzung im Haushalt für die Stadt Wuppertal beschlossen wurde, fassungslos aber auch, wie einfach eine kommunale Aufgabe den Schulen mit einem Federstrich in die Schuhe geschoben werden soll und man sie mit dem Auftrag versieht: „Finden Sie eine Lösung bis zum Sommer.“

Die GEW Wuppertal ist der Meinung: 
Nicht die Schulen müssen eine Lösung finden, die Stadt ist gefragt!

Künftig will die Stadt die Eltern bitten, für die Schulanmeldung eine übersetzende Person mitzubringen. „Das ist überhaupt kein gangbarer Weg“, so Richard Voß von der GEW Wuppertal. „Wie soll die Schule erkennen, ob die Qualifikation dieser Personen ausreicht, wie soll die Schule sicher sein, ob alles korrekt übermittelt wird? Und im Übrigen, was ist mit denen, die keine solche Person haben?“

Bei neu zugewanderten Familien sind Gespräche mit Eltern häufig sehr zeitaufwändig. Es fehlt das gemeinsame Vokabular, um über kompliziertere Sachverhalte reden zu können. Für pädagogische Gespräche benötigt man erweiterte sprachliche Kenntnisse. Und dafür brauchen Schulen weiterhin qualifizierte Dolmetscherhilfe, immer dann, wenn sich herausstellt, ohne geht es nicht. 

Die Schulen müssen in diesem Zusammenhang eine immens wichtige Beratungsleistung übernehmen, die für den weiteren Bildungsweg der Kinder wichtig ist. Ohne diese Beratungsleistung wird Chancengleichheit noch einmal minimiert. Die Schulen haben weder einen Etat und auch keine Personalkapazitäten diese Aufgabe zusätzlich zu lösen. Schulen mit besonderen sozialen Problemlagen wären durch diese Maßnahme besonders betroffen. 

Die GEW fordert deshalb die Stadt nachdrücklich auf, eine neue Lösung zu präsentieren.

Die GEW ist empört über diese Mittelkürzung für das Kommunale Integrationszentrum. Es wird in den Gremien der Stadt viel darüber geredet, man müsse etwas gegen die besorgniserregende Kinderarmut in Wuppertal unternehmen. Das Kommunale Integrationszentrum ist vor allem für Kinder und Jugendliche zuständig. Jede Mittelkürzung dort wird genau diese Kinderarmut, die auch Bildungsarmut nach sich zieht, verstärken. 

Den Kindern in Wuppertal helfen keine bedauernden Worte, ihnen helfen nur gut finanzierte, strukturell abgesicherte Maßnahmen, die Kinder- und Bildungsarmut entgegenwirken. Jede noch so kleine Maßnahme, die gestrichen wird, ist der falsche Weg und wird sich langfristig rächen, weil die Folgekosten umso höher sein werden.

Offener Brief der GEW an die Stadt