Schule 08.10.2024

GEW: Situation der Förderschulen besorgniserregend

Kurzfristige Ausweitung der Schülerbeförderung notwendig

GEW Wuppertal schreibt offenen Brief an den Schulausschuss

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Es fehlt massiv an Schulraum in Wuppertal. Alle Schulformen sind von den Versäumnissen der Stadt betroffen. Doch die Zuspitzung der Situation an den Förderschulen trifft die Kinder und Eltern, die besondere Unterstützung brauchen und die gleichzeitig offensichtlich keine Lobby haben.

Die GEW Wuppertal wendet sich deshalb an den Ausschuss für Schule und Bildung und fordert ihn auf, Maßnahmen zu ergreifen. Wir fordern kurzfristig die Ausweitung des Schülerspezialverkehrs, damit die Kinder aus dem Wuppertaler Osten die ihnen zugewiesene Förderschule in Vohwinkel erreichen können. Und wir fordern eine sofortige Schulraumplanung und zügige Neugründung von Wuppertaler Förderschulen, um dem steigenden Bedarf Rechnung zu tragen.

Diese beiden Forderungen möchten wir nachfolgend näher begründen.

Zu wenig Plätze für den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“

Auf die dramatische Situation der Förderschule „Am Nordpark“ mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ hat die GEW schon mehrfach hingewiesen. Jetzt musste diese Schule erstmalig die Aufnahme von Kindern mit einer geistigen Behinderung ablehnen, so dass Kinder, obwohl der Wunsch der Eltern die Förderschule als Förderort war, im Gemeinsamen Lernen an einer Grundschule eingeschult wurden und das, obwohl dort lange nicht ausreichend Sonderpädagog*innen tätig sind. Man kann sich vorstellen, was das für die notwendige Förderung der Kinder und auch für die Arbeitsbedingungen an den Schulen des Gemeinsamen Lernens bedeutet. Selbst die Bezirksregierung hat die Neugründung einer weiteren Schule mit diesem Förderschwerpunkt angemahnt. In den zuständigen Gremien der Stadt wird davon immer noch nicht gesprochen.

Ausweitung des Problems auf andere Förderschwerpunkte

Jetzt kommt es dazu, dass auch Kinder mit dem Förderbedarf Lernen oftmals nicht entsprechend des Elternwunsches eine Förderschule besuchen können. Es gibt in Wuppertal nur noch zwei Förderschulen, in denen vorrangig der Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet wird. Die eine befindet sich im Wuppertaler Osten in Wichlinghausen und die andere im äußersten Westen in Vohwinkel. Die beiden Schulen liegen 13 km voneinander entfernt, die Wohnorte der Kinder oft noch weiter. Solch eine Situation gibt es für keine andere Schulform.

Zugespitzte Situation im Osten der Stadt

Insbesondere im bereits ausgelasteten Osten Wuppertals spitzte sich die Situation im laufenden Schuljahr weiter zu. Die dortige Förderschule konnte nicht mehr alle Schüler*innen aufnehmen. Ohnehin arbeiten die Lehrkräfte dieser Schule am Limit, weil die Klassenfrequenzen unverantwortlich hoch sind. Diese Situation wird sich weiter verschärfen, da ein Teilstandort der Wichlinghauser Schule von der Eichenstraße in ein anderes Gebäude an der Bartholomäusstraße umziehen muss, um einer geplanten weiteren Grundschule zu weichen. Dieses Gebäude an der Bartholomäusstraße war bereits in der Planung offensichtlich zu klein. Es fallen Fachräume, Räume des Offenen Ganztags, eine Gymnastikhalle und sogar Klassenräume durch diesen Umzug weg und die Größe des Schulhofes beträgt nur noch einen Bruchteil des aktuellen, so dass auch ein durch Spenden finanzierter Fußballkäfig nicht aufgestellt werden kann. Diese kommende Raumreduzierung bringt im bereits jetzt schon sehr angespannten Bezirk im Osten zusätzliche Probleme.

Förderschule Lernen im Osten der Stadt muss Kinder abweisen

Bereits im laufenden Schuljahr können jetzt an der einzigen Förderschule Lernen im Osten der Stadt deutlich weniger Förderschüler aufgenommen werden, als angemeldet wurden. Das wird sich im neuen Schuljahr 2025/26 weiter zuspitzen, wenn der Umzug in den neuen Standort Bartholomäusstraße mit den verringerten Raumkapazitäten ansteht.

Wo sollen diese Kinder nun hin? Die Eltern stehen vor einer wahren Zwickmühle.

Entweder müssen die Kinder an einer Schule des gemeinsamen Lernens unterrichtet werden - auch wenn sich die Eltern eigentlich eine Förderschule für ihr Kind wünschen - oder die Kinder fahren bis nach Vohwinkel zur zweiten Förderschule mit dem vorrangigen Förderschwerpunkt Lernen.

Betroffen sind Kinder jeden Alters - auch Kinder der Primarstufe, die zudem Einschränkungen und Entwicklungsverzögerungen haben. Sollen diese Kinder wirklich alleine früh morgens längs durch das Tal mit Bus und Schwebebahn von Oberbarmen, Heckinghausen, Wichlinghausen etc. fahren? Dass das für Eltern und vor allem für die Kinder eigentlich keine Option ist, wird jedem sofort deutlich sein.

Aber aktuell gibt es nur einen Kleinbus für die Schülerbeförderung. Die Nachfrage nach Schülerbeförderung übersteigt die Kapazitäten bei weitem, so dass Eltern, obwohl sie sich eine Förderschule für ihr Kind wünschen, diese nicht dort anmelden (können), weil die Kinder den Weg nicht alleine schaffen würden. Die Eltern können es nur in seltenen Fällen leisten, ihr Kind morgens längs durch Wuppertal zur Schule zu bringen und mittags wieder abzuholen. So verbleiben auch diese Kinder mit Förderbedarf an Schulen des gemeinsamen Lernens, obwohl die Eltern dies - sicher wohlüberlegt - für ihr Kind nicht als den richtigen Schulort gewählt haben.

GEW: Schülerspezialverkehr ausweiten als erste Maßnahme

Die GEW fordert deshalb die Stadt auf, ihrer Fürsorgepflicht gerecht zu werden. Diese Situation ist entstanden wegen einer verfehlten Schulraumplanung. Jetzt muss die Stadt wenigstens einen entsprechenden Schülerspezialverkehr einrichten, weil die Situation für die betroffenen Kinder und ihrer Familien so nicht zu verantworten ist. Die rechtlichen Bestimmungen lassen dies ausdrücklich zu, wenn die Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels nicht zumutbar ist - das ist bei Kindern z.B. im Grundschulalter mit einer Lernbehinderung eindeutig der Fall - wenn diese einen Schulweg von mehr 10 - 15 km mit Umstiegen bewältigen sollen.

Eine Ausweitung der Schülerbeförderung für diese Kinder könnte zur Entlastung aller beitragen. Unsere klare Forderung ist daher, die Schülerbeförderung zeitnah auszubauen.

GEW: Schulraum schaffen für Förderschulen

Nicht nur an der Schule am Nordpark sind die Kapazitätsgrenzen erreicht und maximal ausgeschöpft, so dass eine weitere Förderschule Geistige Entwicklung notwendig ist, sondern auch eine weitere Förderschule mit den Förderschwerpunkten Lernen und Emotionale und soziale Entwicklung muss in der kommunalen Schulentwicklungsplanung sofort angegangen werden. Dieser neue Schulstandort sollte sich idealerweise im mittleren Bereich von Wuppertal befinden. Der vage Hinweis ohne Konkretisierung im Sachstandsbericht des Gebäudemanagements, die ehemalige Förderschule Hufschmiedstraße wieder als Förderschule herzustellen, wird den drängenden Problemen nicht gerecht.

Das Aufstellen von Klassencontainer, wie jetzt an der Förderschule in Vohwinkel geplant, kann keine dauerhafte Lösung sein. An dieser Förderschule sind im Übrigen bereits seit mehreren Jahren die Räume der ehemaligen schulhistorischen Sammlung zur schulischen Nutzung vorgesehen. Doch die Renovierung wurde bis heute nicht umgesetzt. Lediglich ein Raum wurde bisher umgewandelt. Es ist unverantwortlich, dass diese Verlagerung stockt und zu Lasten der Kinder, und der Lehrkräfte dieser Schule geht. Hier ist ebenfalls dringender Handlungsbedarf.

Wir hoffen sehr, dass sich der Ausschuss diesen drängenden Problemen stellt.

Download Brief der GEW