Neuigkeiten 01.02.2018

GEW zu den Eckpunkten für die Schulentwicklung in Wuppertal

Wenig zukunftsweisend und wenig erkenntnisreich

Schulentwicklungsplanung in einem zeitgemäßen Verständnis muss mehr sein als eine grobe quantitative Analyse der Entwicklung von Schülerzahlen sowie die oberflächliche Bewertung von im Wesentlichen bereits bestehenden Raumkapazitäten und Standorten.

Min.

So müssen die Wuppertaler Grundschulen schon lange große Herausforderungen stemmen, die nicht nur im Zusammenhang mit der verstärkten Zuwanderung von Familien aus EU-Staaten und von Flüchtlingsfamilien stehen.
Die Folgen der Inklusionsgesetzgebung und die sich daraus ergebenden Anforderungen an inklusive Schulgebäude, der weiter wachsende Bedarf an Plätzen für die Ganztagsbetreuung und die schwierige Situation der Grundschulen in sozialen Brennpunkten machen deutlich, dass es in Zukunft nicht ausreicht, in bereits bestehende, renovierungsbedürftige Schulgebäude zu investieren, nur weil es einen geringeren Aufwand als die Planung und Findung geeigneter neuer Grundstücke bedeutet.
Dazu muss eine langfristige und nachhaltige Schulentwicklungsplanung viel deutlicher die komplexen sozialräumlichen Strukturen dieser Stadt berücksichtigen, um mehr als bisher Bildungsgerechtigkeit, Teilhabemöglichkeiten und Chancengleichheit für alle Kinder unserer Stadt zu erreichen.

Schulbezirksgrenzen wieder einführen und Schultourismus vermeidenDazu gehören nach Auffassung der GEW Wuppertal auch lenkende Steuerungsmaßnahmen zum Beispiel durch die Wiedereinführung der Schulbezirksgrenzen. Das würde dazu beitragen, Schultourismus zu vermeiden und soziale Mischung zu fördern, eine  Grundvoraussetzung, um benachteiligten Kindern Chancen zu ermöglichen. Wir setzen uns außerdem für die Einführung eines schulbezogenen Sozialindex ein, der die individuellen Bedürfnisse einer Grundschule besser berücksichtigt als die bisher angewandte Wuppertaler Sozialkarte. Schulen in sozialen Brennpunkten müssen die bestausgestatteten in der Stadt sein!
Es kann keine gute Lösung sein, neue Grundschulen in überalterten Gebäuden, in sozial benachteiligten Stadtteilen einzurichten, die dann noch in Konkurrenz zu 500 m entfernten  bestehenden Grundschulen stehen, so wie z.B. bei der geplanten Errichtung neuer Schulen in der Eichenstraße und der Hufschmiedstraße. Gegen diese spezielle Planung spricht auch die Situation der Förderschulen. Ein mit damit verbundener Umzug des Teilstandorts der Förderschule Lernen von der Eichenstraße in die umfangreich zu sanierende Bartholomäusstraße halten wir für keine gute Idee.
Es gäbe in ganz Barmen – wie bereits in Elberfeld -  nur noch einen Standort für eine Förderschule Lernen, der zusätzlich noch die Schwerpunkte Sprache, emotionale und soziale Erziehung und geistige Entwicklung teilweise mit abdeckt. Die Schüler*innen, darunter auch Schulanfänger*innen mit erheblichen Defiziten, müssten selbstständig  sehr weite Schulwege mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen. Das Gebäude Bartholomäusstraße wird bereits jetzt vom Hauptstandort der Helene-Stöcker-Schule, Lentzestraße, genutzt, so dass der Schulraum auch nicht ausreichend sein dürfte. Die Schule wäre also weiterhin in zwei Gebäuden untergebracht ist, würde jedoch den jetzigen Vorteil einbüßen, dass die Dependance für einen Teil der Schüler*innen besser zu erreichen ist als die Hauptstelle.  Zusammengefasst bedeutet das für die betroffenen Förderschulen keinerlei Verbesserung sondern nur Verschlechterungen. Wenn schon ein Teilstandort aufgegeben werden soll, kann die Alternative nur ein zentraler und adäquater Standort sein.
Zu begrüßen ist in diesem Zusammenhang die geplante Verlagerung der Schule am Nordpark in das Schulgebäude Am Röttgen. Hier könnte auch geprüft werden, ob das Gebäude der Schule Am Nordpark nach dem Umzug eine bessere Alternative für die Helene-Stöcker-Schule bedeutet.
Im Fall der geplanten Grundschule in Heckinghausen im völlig heruntergekommenen Gebäude der Gewerbeschulstraße sollte überdacht werden, ob hier nicht durch einen Neubau ein Zeichen für moderne, zukunftsweisende, inklusive pädagogische Architektur gesetzt werden kann.

Gebundene Ganztagsgrundschule in Wichlinghausen notwendigZukunftsweisend könnte die Stadt auch in Wichlinghausen agieren. Warum gerade hier die Chance vertan werden soll, eine gebundene Ganztagsgrundschule zu errichten, ist für uns nicht nachvollziehbar.  In diesem sozial benachteiligten Stadtteil hat eine strukturierte  Ganztagsgrundschule unschätzbare Vorteile gegenüber einer nachmittäglichen Betreuung, die vom Unterricht abgekoppelt ist und nicht allen Schüler*innen zur Verfügung steht. Die GEW fordert die Stadt weiterhin auf, die neue Grundschule in Wichling-hausen als gebundene Ganztagsgrundschule einzurichten.

Klares Bekenntnis zur 7. Gesamtschule unverzichtbarFür die GEW ist es völlig unverständlich, dass zwar von der Notwendigkeit einer neuen sechszügigen weiterführenden Schule im Osten der Stadt gesprochen wird, die Schulform aber offen gelassen wird, so als würde es nicht seit Jahr und Tag klar sein, dass 300-400 Eltern einen Gesamtschulplatz für ihre Kinder wünschten und wünschen werden, ihn aber nicht erfüllt bekamen. Diese Eltern wollen ein längeres gemeinsames Lernen für ihre Kinder und ein überzeugendes Signal der Stadt, dass sie diesem Wunsch Rechnung trägt.
Gerade angesichts der bekannten Sozialstruktur der nun wachsenden Schülerzahlen ist die Gesamtschule, die alle Wege bis zum Abitur offen hält auch für Kinder, die sich erst später entwickeln oder auf Grund ihrer Biografie benachteiligt sind, unverzichtbar.
Hier könnte man auch prüfen, ob das Gelände der Hauptschule Wichlinghausen als Standort für eine Gesamtschule in Frage käme. Für die Grundschule müsste dann eine andere Lösung gefunden werden.

Wir können nicht nachvollziehen, warum die Stadt zusätzliche zwei Züge an Realschulen planen will, obwohl doch ca. 25 % der Schülerschaft der Realschulen  aus abgelehnten Gesamtschüler*innen besteht. Eine Erweiterung der Realschule im Schulzentrum Süd halten wir auch deshalb für problematisch, weil damit in dieser Stadtrandlage eine Zentrierung von weit mehr als 2500 Schüler*innen geplant wird. Die GEW setzt sich dagegen für stadtteilnahe Beschulung in überschaubarer Größenordnung ein.

Auch von den fünf Hauptschulen vermittelt die Stadt kein realistisches Bild. Sie werden am Leben gehalten durch abgelehnte Schüler*innen der Schulform Gesamtschule (ca. 65 %), durch überproportionale Aufnahme von zugewanderten Kindern und Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und ab Klasse 7 von „Abgeschulten“ aus anderen Schulformen.

Angesichts dieser Situation sollte man dringend davon Abstand nehmen, der Hauptschule Barmen-Südwest wiederum eine Dependance zuzumuten, zumal u. W. das Berufskolleg Am Haspel  auf die Anzahl der Fachräume, die in der Ritterstraße vorgehalten werden, angewiesen ist. Eine Verlagerung dieser speziell ausgestatteten Fachräume würde zudem viel Geld verschlingen.

Die Gebäudesituation der Gymnasien wird sicher durch eine Einführung von G 9 an manchen Stellen zu Problemen führen können, weil seit der Einführung von G 8 vorhandene Raumkapazitäten von den Schulen für sehr sinnvolle pädagogische Maßnahmen u.a. im Rahmen der inklusiven Beschulung und der Übermittagsbetreuung genutzt wurden.
Wir fragen uns jedoch, ob die Stadt Erkenntnisse dazu hat, dass es sich bei den Schüler*innen, die den Zuwachs in Wuppertal  ausmachen, um solche handelt, die dort gerne aufgenommen werden. Insoweit sollte abgewartet werden, ob nicht das für  ca. 20 Mill. Euro sanierte Gebäude des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums ausreicht, um diese Zuwächse zu befriedigen, zumal eine Dreizügigkeit dieses Gymnasiums an der Untergrenze der Bestimmungen des Schulgesetzes liegt.