Schule 19.12.2022

Handlungskonzept Lehrkräftemangel: Ausdruck politischen Versagens

Wieviel Wertschätzung enthält der Maßnahmenkatalog?

Nachfolgend stellen wir eine kurze Einschätzung der angekündigten Maßnahmen des Schulministeriums zusammen.

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Der aktuelle Lehrkräftemangel wird im neuen Handlungskonzept Unterrichtsversorgung als größte Herausforderung bezeichnet. Die GEW meint: Der Lehrkräftemangel ist ein Ausdruck politischen Versagens. Zu lange wurde weggeschaut, wurden  die Schulen vernachlässigt. Unter den Folgen leiden Kolleg*innen wie Schüler*innen.
Ministerin Feller ist Wertschätzung wichtig. Sie will eine neue Werbekampagne unter dieses Motto stellen und gibt einem ganzen Kapitel im Handlungskonzept die Überschrift „Wertschätzung“.

Wieviel Wertschätzung enthält der Maßnahmenkatalog? Wir schauen genau hin und bewerten einige der geplanten Maßnahmen.

Keine zusätzliche Unterrichtsstunde bzw. Vorgriffsstunde

Entgegen der Ankündigung in den Medien wird im Moment darauf verzichtet.

OBAS für Grundschule

Endlich wird es auch an Grundschulen einen Seiteneinstieg geben, der zum Erwerb des Lehramtes und zur Verbeamtung führt. Dieser Weg wird auch für Seiteneinsteiger*innen geöffnet, die schon an Grundschulen tätig sind. Damit wird eine Forderung der GEW erfüllt: Mehr Wertschätzung für diejenigen, die dabei helfen, die Notlage zu lindern.

Erleichterung bei der Anerkennung von Lehramtsqualifikationen aus Drittstaaten

Eine gute sprachliche Qualifikation C 2 bleibt Grundvoraussetzung für die Arbeit als Lehrkraft. Sie kann nun aber auch während einer Ausgleichsmaßnahme erworben werden. Eine längst überfällige Erleichterung.

Anhebung der Einstiegsbesoldung auf A 13

Das Kapitel hat hier gar nichts zu suchen, denn es besteht unabhängig von Wertschätzung und Lehrkräftemangel ein Rechtsanspruch. Abgesehen davon werden HSU-Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte, MPT von der Aufwertung abgehängt. Kolleg*innen im Seiteneinstieg, Fachleitungen, Schulleitungen, Kolleg*innen auf Beförderungsstellen profitieren erst ab 2026. Das zeigt eher Missachtung.

Der Einsatz von Lehrkräften mit Lehramt Gym.Ge an Grundschulen

Das soll künftig auch ohne ein grundschulrelevantes Fach möglich sein. Die Einstellung wird mit einer Verpflichtung zur Weiterqualifikation im Bereich Grundschuldidaktik und - methodik verbunden. Leider ist noch nichts über den Umfang der Qualifikation bekannt. Wünschenswert ist eine Anrechnungsstunde für eine erfahrene Kollegin, die einarbeitet.

Frühere Entfristung

Befristet Beschäftigte können unter bestimmten Voraussetzungen den Antrag auf Entfristung schon nach drei statt bisher mind. sechs Jahren stellen. Bewährten Kolleg*innen und den Schulen eröffnet das Perspektiven und mehr Verlässlichkeit.

Anträge auf Teilzeitbeschäftigung ohne familiäre Gründe werden intensiver geprüft.

Aus Sicht der GEW kann jede Einzelfallprüfung nur ergeben, dass es keine grundlosen Teilzeitanträge gibt. Bei der aktuellen Arbeitsdichte ist dies für viele Kolleg*innen ein Weg, um die Arbeit bei Lohnverzicht noch durchzuhalten.

Bei Rückkehr aus der Beurlaubung gilt eine Entfernung bis 50 km als wohnortnah

Es wird nicht helfen, den alten Radius von 35 km auf 50 km zu erweitern. Die GEW hat bereits kritisch angemerkt, dass so mehr Kolleg*innen länger in Elternzeit bleiben.

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