Neuigkeiten 23.09.2020

Infektionsschutz und Hygiene problematisch - Maske ist besser als gar nichts

Umfrage der GEW zu den Bedingungen unter Corona in den Wuppertaler Schulen

In der ersten Septemberhälfte startete die GEW Wuppertal eine Kurzumfrage an den Wuppertaler Schulen, um einen kleinen Eindruck vom Schulstart unter Coronabedingungen zu erlangen.

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Dabei standen vor allem die organisatorischen Rahmenbedingungen im Vordergrund, so der Umgang mit der gerade geänderten Maskenpflicht, die Probleme rund um die Einhaltung der Hygienevorschriften, besondere Herausforderungen durch die Vorgaben und Erfahrungen mit Quarantäne und Testungen. Die 45 teilweise sehr ausführlichen Antworten aus 34 Schulen aller Schulformen - für die wir uns noch einmal ausdrücklich bedanken - haben wir hier knapp zusammengefasst, wohl wissend, viele wichtige Einzelaspekte nicht darstellen zu können.

Masken werden weitergetragen

Besonders große Übereinstimmung gab es beim Tragen der Masken: Fast überall werden die Schüler*innen angehalten, sie freiwillig weiterzutragen und tun das auch. Auch wenn es den Unterricht sehr belaste, sei das unter den jetzigen Rahmenbedingungen wenigstens eine Schutzmaßnahme. Viele Kolleg*innen stellten allerdings die Maskenpflicht in der Hofpause in Frage, sei das doch der adäquate Ort für die notwendige „Maskenpause“!

Abstandsregeln utopisch

Großen Sorgen machen sich etliche Kolleg*innen über zu kleine und überfüllte Klassenräume. Es sei schwer, den Schüler*innen das Abstandsgebot außerhalb des Klassenraums zu vermitteln, wenn sie drinnen „aufeinander hocken“ müssen. Auch die Vorgaben, die Durchmischung der Klassen zu unterbinden, seien nicht konsequent durch das Schulministerium geregelt, erfordere aber hohen zusätzlichen Personaleinsatz, doch das zusätzliche Personal stelle niemand zur Verfügung. Vormittags getrennt, im Offenen Ganztag der Grundschulen aber fast alle zusammen - das widerspreche sich.

Schulträger sorgt schlecht für Hygiene

Ganz schlechte Noten bekamen die Reinigungsleistungen des Schulträgers. Es gibt keinerlei zusätzliche Zeiteinheiten oder Vorgaben für die Reinigung unter den Pandemiebedingungen. Nur in der Zeit der Notbetreuung während des Lockdowns gab es die Anweisung, die Kontaktflächen (Lichtschalter, Türgriffe, Tische etc.) täglich zu wischen. Das war ja auch eine „kostenneutrale Maßnahme“, waren doch längst nicht alle Klassenräume benutzt. Doch von diesen Hygienemaßnahmen ist keine Rede mehr. Der alte - schon immer unzureichende - Trott gehe weiter, sogar das Auffüllen von Seife und Einmalhandtüchern klappe nicht immer zuverlässig. In so mancher Schule greifen die Lehrkräfte täglich selbst zum Lappen. Bei einigen Schulen werden die Kontaktflächen zwar gereinigt, dafür bleiben die Böden entsprechend außen vor.
Hygienische Schulen bekommt man nur, wenn die Reinigungskräfte mehr Zeit bekommen, das wird die GEW noch einmal beim Schulträger einfordern.

Lüften, kein Problem bei diesem Wetter…

Anders als die Landesregierung blicken die Schulen schon mit Sorgen auf die kalte Jahreszeit. Was jetzt noch ganz gut klappe, werde definitiv dann zum großen Problem. Wo bleiben die Alternativen? Herbst und Winter stehen jedenfalls vor der Tür, doch Maßnahmen fehlen. Die angekündigte Überprüfung der Fenster reiche doch gar nicht. Was ist mit Lüftungssystemen?

Quarantänemaßnahmen nicht immer nachvollziehbar

Mehr Transparenz wünschten sich viele Kolleg*innen bei der Anordnung von Quarantänemaßnahmen. Ein einheitliches Vorgehen des Gesundheitsamtes sei nicht immer zu erkennen. Auch der Personalmangel im Amt verhindere zügiges Vorgehen, was zu verlängerten Quarantänemaßnahmen führe.

Ein ständiges „Durch-den-Tag-hetzen“

Aus allen Rückmeldungen wurde deutlich, dass sich die Schulen mit großem Engagement dem hohen Organisationsaufwand stellen, die Belastungen für die Beschäftigten jedoch ein enormes Ausmaß haben. Ein ständiges „Durch-den-Tag-hetzen“ - so brachte es eine Kollegin auf den Punkt. Die angepasste Organisation des Unterrichts erfordere zusätzliches Personal, doch schon bei „normalen“ Bedingungen war die Personaldecke dünn. Zusätzlicher Vertretungsbedarf, zusätzlicher Organisationsaufwand, kaum Pausenzeiten für Lehrkräfte - all das zehre natürlich an den Kräften. Hinzu komme, dass alle Hygienemaßnahmen viel Unterrichtszeit „fressen“, die Unterrichtsvorgaben vom Ministerium aber nicht angepasst werden.

Die GEW ermutigt ausdrücklich die Schulleitungen, Lehrerkonferenzen und Lehrerräte,  Organisations- und Unterrichtskonzepte so zu gestalten, dass die geschilderte Dauerbelastung in den Kollegien minimiert wird. Auch das ist im Sinne von Arbeits- und Gesundheitsschutz unumgänglich.