Antragsteller für die Aufnahme in den Schulversuch Talentschulen ist der jeweilige öffentliche Schulträger in Zusammenarbeit mit der sich bewerbenden Schule. Drei Wuppertaler Schulen haben ihre Bewerbung formuliert: das Gymnasium Sedanstraße, das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium und die Gesamtschule Else Lasker-Schüler.
Mit der Entscheidung, alle drei Schulen in das Bewerbungsverfahren zu schicken, hat der Schulausschuss leider die Chance vertan, der Schule eine reelle Chance zu geben, die den Kriterien in allen Punkten am besten entspricht und die dringend zusätzliche Ressourcen braucht.
Die Aufnahme des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums in den Schulversuch „Talentschule“ und die damit verbundene Zuweisung von 20% zusätzlichen Lehrkräften und anderen Ressourcen, ist für diese Schule sicherlich erfreulich, jedoch unter der o.g. Bewerbungskriterien bildungspolitisch nicht nachvollziehbar.
Dem Schulträger müsste doch bekannt sein, dass es im Bereich der Sekundarstufe I in Wuppertal keine ausgesprochenen Stadtteilschulen mehr gibt, dafür hat die Schulpolitik der letzten Jahrzehnte im Land aber auch in der Stadt mit ihren Entscheidungen gesorgt. Nicht die Lage der Schule ist entscheidendes Kriterium für ihre Sozialstruktur, das sind vielmehr die Wohngebiete der Schülerschaft, die die diese Schule besuchen.
Die Gesamtschule Else Lasker-Schüler hätte verdient, als alleinige Schule ins Bewerbungsverfahren geschickt zu werden. Mit einem Migrationsanteil von über 80 %, einer schlechten Gebäudesubstanz, mit einer völlig unzureichenden Lehrerstellenbesetzung und einer Schülerschaft, die zu über 90% keine Gymnasialempfehlung hat, ist diese Schule täglich damit konfrontiert, ihren zum großen Teil benachteiligten Schüler*innen eine Perspektive geben zu können.
Auch wenn die GEW im Schulversuch „Talentschulen“ ( 35 Schulen landesweit!) wahrlich kein taugliches Instrument sieht, benachteiligte Schulen zu stützen, weil diese dauerhaft und zuverlässig zusätzliche Förderung brauchen, ist hier eine Chance vertan worden, zusätzliche Ressourcen für die Gesamtschule Else Lasker-Schüler zu gewinnen, die besonders den Förderkriterien entspricht.
Wir halten es für dringend erforderlich, dass sich der Schulträger nun unverzüglich daran macht, ein eigenes Konzept zu erarbeiten, wie Grundschulen und weiterführende Schulen, die es im besonderen Maße mit Schüler*innen aus bildungsfernen und armen Familien zu tun haben, besser gestützt werden können.
Es muss daran gearbeitet werden, einen Sozialindex für alle Bildungseinrichtungen der Stadt zu entwickeln und diesen hinsichtlich der Zuteilung von Ressourcen und Unterstützungsmaßnahmen zu nutzen, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Soziale Unterschiede müssen transparent aufgezeigt werden, um Ungleiches auch begründet ungleich zu behandeln. Die vorhandene Wuppertaler Sozialkarte reicht als Instrumentarium hierfür nicht aus. Die GEW ist gerne bereit, an dieser Neuausrichtung mitzuarbeiten.